Den Rest besorgt Gott
Im Herzen der Menschen gibt es leere Orte. Und in sie dringt das Leid ein, damit sie fühlbar zu existieren beginnen.
("Das Ende einer Affäre", Graham Greene)
So stand's auf einem kleinen Schmierzettel im alten 2006-Adressbuch. Ein schöner Anlass, sich jetzt, in der sentimentalen Zeit, das Buch vorzunehmen. Was amazon dazu meint, verstärkt die Idee noch:
»Ich halte ›Das Ende einer Affäre‹ für den besten, wahrhaftigsten und herzbewegendsten Roman meiner Zeit, weil er an die Herzen aller Menschen auf dieser Welt appelliert.« (William Faulkner)
London 1946. Bei einem Spaziergang trifft der Romanschriftsteller Maurice Bendrix seinen alten Bekannten Henry Miles, mit dessen Frau Sarah er ein Verhältnis hatte. Zu Bendrix` Überraschung erweist sich der sonst so einsilbige und ungelenke Beamte Miles als überaus gesprächig und schüttet ihm sein Herz aus: Miles verdächtigt Sarah, eine Affäre zu haben.
Brisanterweise erwartet der ratlose Ehemann ausgerechnet von Bendrix, ihm bei seinen Nachforschungen zu helfen. Und plötzlich ist der Liebhaber eifersüchtiger als der Gatte. Er beauftragt einen Detektiv, denn er selbst ist es, der unbedingt herausbekommen will, ob und wen Sarah liebt, aber vor allem, warum sie ihn damals verließ, nach jener gefährlichen Liebesnacht im Bombenhagel des Krieges.
Darauf Enttäuschung Nr. 1: Das Cover der aktuellen englischen Ausgabe ist, wie so oft bei den Angelsachsen hochgradig kitschig und nah am Heftchenroman, die deutschen Exemplare sind auch ziemlich naja (und das Auge liest schließlich mit). Aber gut, Oberflächlichkeit hatten wir ja gestern ... Was den finalen Ausschlag gibt, sich den Roman nicht zu kaufen, ist Enttäuschung Nr. 2: Die Lösung des Rätsels, die Antwort auf die Frage des eifersüchtigen Bendrix [bitte hier nicht weiterlesen, wer sich die Geschichte evtl. geben will]:
The affair in question involves Maurice Bendrix, a solipsistic novelist, and a dutifully married woman, Sarah Miles. The lovers meet at a party thrown by Sarah's dreary civil-servant husband, and proceed to liberate each other from boredom and routine unhappiness.
Reflecting on the ebullient beginnings of their romance, Bendrix recalls: "There was never any question in those days of who wanted whom--we were together in desire". Indeed, the affair goes on unchecked for several years until, during an afternoon tryst, Bendrix goes downstairs to look for intruders in his basement and a bomb falls on the building. Sarah rushes down to find him lying under a fallen door, and immediately makes a deal with God, whom she has never particularly cared for:
"I love him and I'll do anything if you'll make him alive... I'll give him up forever, only let him be alive with a chance... People can love each other without seeing each other, can't they, they love You all their lives without seeing You".Bendrix is not dead, merely unconscious, and so Sarah must keep her promise. She breaks off the relationship without giving a reason, leaving Bendrix mystified and angry.
5 Zweitstimme(n):
Ja, dieses Groschenromanäußere von englischen Taschenbüchern, die zuweilen abfärbenden Seiten...
Menschen, die über Literatur schreiben, gehören zu den unsensibleren auf dieser Welt, leider.
Tja, Gott wieder mal... Was soll ich sagen...
Tss. Warum denn auch gleich immer ein I'll give him up forever, wenn es ein simples I'll dance for thee and praise thy highness all night long auch locker getan hätte.
Ich hatte mal eine Graham Greene Phase, ist schon lange her. Seine Romane sind aber großartige Literatur, und die grobe Kenntnis der Geschichte schmälert sicher nicht den Genuss. Ich sollte die Winterabende dringend dazu nützen die Graham Greene Lektüre wieder aufzunehmen !
@mademoiselle: Schön, dass Sie das bestätigen. Diese irrsinnig schnell vergilbenden und manchmal auch noch geruchlich fragwürdigen Anglo-Bücher hatte ich fast schon persönlich genommen.
@eon: Jaja. Ohne ihn allerdings auch kein Atheistenblog. So irgendwie ;)
@ramses101: Falls Sie je die Gründung einer Sekte in Erwägung ziehen, sagen Sie bitte Bescheid - der Ansatz klingt unterhaltsam.
@lundi: Sie und Greene - gute Geschichtenerzähler unter sich. :)
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