23 November 2006

Kein Gewalteintopf

Natürlich sind es andere Hintergründe und Zusammenhänge gewesen, eine ganz andere Ästhetik sowieso, ein anderer Zweck und man kann es nicht in einen Topf werfen, gar keine Frage. Trotzdem: Es gibt sie nicht erst sei Internet und Playstation, die Darstellung von Gewalt.

Ein Beispiel, bei Weitem nicht das krasseste, beinah in Überlebensgröße auf jeweils 3,5 x 2 Metern und von ca. 1460 (durch klicken leicht vergrößern):

Die Dame rechts unter dem Torbogen, Ehefrau des Kaisers Otto, beschuldigt den Herrn links neben ihr, einen Grafen am Hof des Kaisers, ihr nachgestellt zu haben. Wobei es umgekehrt war und er nichts von ihr hatte wissen wollen, ein geradezu klassischer Fall von Hell hath no fury like a woman scorn'd.
Auf die Anschuldigung hin lässt der Kaiser den Höfling enthaupten.

Die Frau des Grafen ist von der Unschuld ihres toten Mannes überzeugt und will mittels Gottesurteil dem Kaiser diese Unschuld ihres Mannes beweisen: Sie hält zu dem Zweck eine glühende Eisenstange in der bloßen Hand. Das wiederum überzeugt Otto: Die verlogene Gemahlin muss auf dem Scheiterhaufen brennen (Bildmitte hinten).

(Derek Bouts: Die Gerechtigkeit Kaiser Ottos.
Königliche Museen der Schönen Künste, Brüssel)

8 Zweitstimme(n):

23/11/06 13:00, Blogger ramses101 schreibt:

Das Internet muss ja immer schnell als Sündenbock den virtuellen Kopf hinhalten. Zu Unrecht, wie manche finden:

http://www.taz.de/pt/2004/04/26/a0180.1/text

 
23/11/06 17:09, Blogger Lundi schreibt:

Diese Bilder kann man sicher mit Horrorfilmen vergleichen. Aber mit Hilfe eines Computerspiels in die Haut des Täters zu schlüpfen scheint mit dann doch eine Stufe weiter zu sein.

 
23/11/06 21:19, Anonymous Anonym schreibt:

der dings da, also dieser italiener, caravanio oder so, der hat ja auch öfters mal kräftig zugelangt. ich sage nur: david & goliath, judith & holofernes.

 
23/11/06 22:15, Anonymous Anonym schreibt:

Weltweit 3 vergleichbare Fälle seit Erfurt gegen 3000 tote GIs und ein Vielfaches davon an Zivilisten.

Den Toten ist es vermutlich egal, ob sie durch eine gewalttätige Regierung oder kranke Kinder und Jugendliche gestorben sind.

Wir waren als Kinder bis an die Zähne bewaffnet, es lag ja genug Zeugs herum, direkt ein Wunder, daß nicht mehr passierte.

 
23/11/06 23:37, Blogger kein einzelfall schreibt:

@ramses101: Hm ja, dieses Internet. Schon viel von gehört, sollte man sich wirklich mal anschauen.
(Kluges Interview im Übrigen, danke für den Link).

@lundi: Ein qualitativer Quantensprung, freilich; und die Decke der Zivilisation ist noch immer eine dünne.

@undundund: Ha, Südländer, und dann auch noch Künschtler! Der wollte doch nur von den nackten Ragazzi ablenken, die er so gern und oft gemalt hat.

@neo-bazi: Immer wieder ist Moral halt, was man doppelt hat.
Und es steht zu vermuten, dass es heute noch eher mehr als weniger Gegenden gibt, wo die Kurzen unbedarft mit Minen, Munition et al. spielen, auf Pulverfässern rumkraxeln etc., und das dann noch der freundlichere Fall ist.

 
24/11/06 09:40, Anonymous Anonym schreibt:

tjösass.

 
24/11/06 14:20, Blogger mq schreibt:

Bilder von Hieronymus Bosch oder auch von Francisco de Goya können beklemmender wirken als manches Videospiel. Schließt die Museen, verbietet Bildbände!

 
30/11/06 17:48, Blogger kein einzelfall schreibt:

@markus_quint: Oder um es zielgruppengerecht zu machen: "Schießt auf Bildbände und vermint die Museen".

 

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