07 April 2006

Heute mal Bild-Blog

Nachdem es jetzt, dem verschleppten Frühling zum Trotz, wieder losgeht mit Gartenarbeit und Paarungsverhalten, verschließt sich auch dieses Blog nicht dem ziemlich uralten Trend - und bebildert ihn. Mit der Geschichte von Vertumnus und Pomona.

Er ist der Gott des Wandels und der Jahreszeiten.
Sie ist die Göttin des Obstes und der Gartenfrüchte.

Er ist hinter ihr her, lange schon.
Sie hat sämtliche Männer, darunter ihn, abblitzen lassen, immer bisher.

Eines Tages bekommt sie Besuch von einer alten Frau. Die lobt den schönen Garten, die prächtigen Früchte und was für eine Freude es doch sei, wie die Weinranke und der Baum so miteinander wachsen und sich gegenseitig Schutz und Stütze geben, wo doch alles einmal vergehen muss, alt und welk wird.

(Francesco Melzi, 1519, Gemäldegalerie Berlin)

Das geht Pomona dann doch ziemlich zu Herzen und sie wird weich.
In dem Moment gibt sich die alte Frau als Vertumnus zu erkennen - und hat Pomona für sich gewonnen. Die beiden werden schließlich ein (Ehe)Paar.

Nach der Devise "Man sieht nur, was man weiß" kann man im Gemälde von Melzi den verkleideten Vertumnus sehr schön an den Händen und Füßen erkennen, die nicht die einer alten Frau sind. In der niederländischen Version ist es das Gesicht, das den Verkleideten verrät.
(Jan Tengnagel, 1617, Rijksmuseum Amsterdam)

(Wer sich jetzt ein winzigkleines superbisschen wundert, dass es in der antiken Mythologie so ungewohnt biedermeierlich zugehen sollte ... : Einer der Kandidaten, der sich - allerdings ohne Erfolg - auch um Pomona bemüht hat. Nach ihm ist der Effekt benannt, der sich z.B. bei Kokainisten einstellen kann.)

5 Zweitstimme(n):

7/4/06 09:50, Blogger Lundi schreibt:

Werteste Madame Einzelfall, dank Ihrem Blog entstehen kleine Wissensoasen in meiner kulturgeschichtlichen Wüste... Bitte mehr davon !

 
7/4/06 12:50, Blogger zora schreibt:

was mich immer wieder beeindruckt, ist die tatsache, dass es in früheren zeiten wesentlich weniger prüde zuging als heutzutage, nachdem wir so viel "zivilisation" durchgemacht haben...
zu den kokainisten fällt mir walter moers ein: "wenn du mal gehört hast dass dein schw*** auf kokain zu hart wird, dass du damit einen gefrorenen acker pflügen kannst - das stimmt." somit ist priapismus in dem falle eine gerechte strafe - welche frau möchte schon gerne einem gefrorenen acker gleich gepfügt werden?

 
7/4/06 17:11, Blogger Pe Pe schreibt:

Es ist erstaunlich, über welch unglaubliches Wissen Sie im kulturellen Bereich verfügen. Beeindruckt nehme ich zur Kenntnis, dass die griechische Mythologie bereits Kokain zur Steigerung des Lustgewinns kannte.
Oder hab ich da was falsch verstanden ?

 
9/4/06 09:45, Anonymous Anonym schreibt:

Irgendwie sind doch diese griechischen und römischen Götter viel menschlicher. Da dieser Priapos ja auch für Schiffer zuständig ist, werde ich gleich mal vorsichthalber einen Honigkuchen backen/opfern.

Ich möchte nämlich weder mit Priapismus noch mit dessen Gegenteil beglückt werden.

Übrigens, geile Anmache, wie ich finde. Sollte ich mal ausprobieren, die Ähnlichkeit mit dem Niederländer ist ohnehin frappierend.

 
9/4/06 19:02, Blogger kein einzelfall schreibt:

@lundi: Zuviel des wüsten Lobs, lieber Herr Lundi, ich bringe hier ja auch nur, was die Museen so bieten ;).
@zora: Ja, komisches Phänomen eigentlich, dass es den Anschein hat, als müsste unsere Zeit die freizügigste sein.
Und was den gefrorenen Acker angeht, hat die Frauenwelt von Herrn Moers ja eher nichts zu befürchten ;)
@pe_pe: Wie es bei MTV so treffend heißt "Don't do this at home" - jedenfalls, wenn Sie das alte Rom nachspielen wollen, denn da wäre Kokain nicht ganz stilecht. Was man so hört. ;)
@opa: Die Gottheit wird den Kuchen bestimmt dankend entgegennehmen.
Die holde Weiblichkeit weiß eine solche Gabe aber sicher auch zu schätzen, was auch noch den Vorteil hat, dass Du Dir die Travestie-Nummer sparen könntest.

 

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