28 April 2006

Rein in Mai

Im k.e.'schen Haushalt findet sich nur fair gehandelter, glücklicher, vermutlich bei Vollmond von kubanischen Jungfrauen handgepflückter Kaffee, der in einer buchenhölzernen Mühle in liebevollen Drehbewegungen gemahlen, bei exakten 96 Grad in der Cafetière aufgegossen und nach angemessener Setzzeit mit lauwarmer Milch von biologisch korrekten, rechtsdrehenden Ökokühen versetzt wird, Kaffee und Milch gleichzeitig in den vorgewärmten Porzellan-Bol gleiten lassend.

Und was ist? Das vorgemahlene Filterzeug mit Kondensmilch in der Hartplastiktasse bei einem Plausch mit Herrn Weber von der Technik schmeckt auf eine unvergleichliche Art genauso gut.

Was will uns dieses Gleichnis sagen? Vielleicht sowas wie: Anders geht es auch.
Deshalb geht's auf ein langes Maienwochenende anderswohin. Nochmal Block-Pause. Bis 2.

Frohen Tanz in den Mai allerseits!

27 April 2006

Briefe unter Brüdern

Johann unterschreibt die Briefe an seinen Bruder gern mit
Johann van Beethoven, Gutsbesitzer.

Der beantwortet sie mit
Ludwig van Beethoven, Hirnbesitzer.

24 April 2006

Der Brenner von Zürich

Er ist 3,40 m groß, wiegt 100 kg und ist gespickt mit Sprengstoff.

Spontan würde man ja sagen ein untergewichtiger Oberkillerterrorist, aber es ist der Böög, ein Symbol für den Winter. Er wird traditionell jedes Jahr auf dem Sechseläuten-Platz in Zürich auf einem Riesenscheiterhaufen verbrannt. Das Ganze hat Orakel-Funktion: Je nach dem, wie lang es dauert, bis der Kopf explodiert, kommt der Sommer früher oder später.

Dieses Jahr wird's doppelt spannend, denn der Böög ist entführt worden, brennen aber muss er am Montag, Punkt 18 Uhr, eben zum Sechseläuten.
Freilich, die Schweiz wäre nicht das gut organisierte Land, das sie ist, wenn sich nicht Ersatz finden würde.
On verra. Deshalb hier zwei Tage Pause.


[Bild: indymedia.ch/'20 Minuten']

23 April 2006

Für Raucher und alle anderen

(http://www.jamesrobertford.com/news/news2.shtml, 21.08.05)

Die brennende Frage: Was wird eigentlich aus Feuerzeugen, die man verleiht und nicht mehr wiedersieht?
James Robert Ford, ein englischer Künstler (schon wieder einer, nach gestern *g*), hat dazu ein Projekt aufgezogen:

Wer ein Projektfeuerzeug (bekommen oder bestellt) hat, fotografiert sich, wie er/sie damit eine Zigarette anzündet und schickt das Bild per SMS oder Mail an Ford. Das Feuerzeug gibt man an irgendwen weiter, der/die damit ein Anzündebild macht, an Ford schickt, das Feuerzeug weiterschenkt ... und immer so weiter ...

Die Teilchen sind nummeriert und - ähnlich wie beim Bookcrossing - man kann ihren Weg übers Web verfolgen: The secret lives of lost lighters.

22 April 2006

Turner-Moral-Overdrive

Vorurteile sind ungerecht, sollte man nicht haben.
Hat man aber doch, und manchmal werden sie sogar irgendwie bestätigt.

Stilbildend sind sie, originell, Weltklasse und objektiv toll - die Bilder von William Turner. Wirklich gemocht habe ich sie trotzdem noch nie (und das offensichtlich überdeutlich: "You don't seem too happy with these. Would you like to discuss it over a cup of tea?", fragte doch prompt der nebenstehende ältere Herr in der Tate Gallery. So gesehen hatte Turner sein Gutes ;), war's doch eine sehr unterhaltsame halbe Teestunde. Ohne Gurkensandwiches allerdings, die gab's in der Cafeteria nicht).

Jedenfalls: Turner hat es durch Aktien und geschickte Kunstgeschäfte zu einem Millionenvermögen gebracht, war trotzdem zeitlebens geldgierig (".. und er wird nichts ohne Bargeld tun. Dafür aber alles". Sir Walter Scott). Er war unverheiratet, hatte aber mit einer Frau, von der keiner wissen durfte, zwei heimliche Töchter.

Die konnten sehen, wo sie bleiben. Nach seinem Tod gingen Bilder und Vermögen testamentsgemäß komplett an den Staat. Geplant war eigentlich noch eine Stiftung "zur Unterstützung armer und hinfälliger Künstler". Voraussetzung für Stipendiumsempfänger: "Männlich, geboren in England und nur von englischen Eltern und von legitimer Herkunft".

Sauber.


Lit.:
Walker, John: Joseph Mallord William Turner. London: Thames and Hudson, 1989
Wilton, Andrew: J.M.W. Turner. His art and life. Secaucus NJ: Poplar, 1978

21 April 2006

Vive la difference

There is no economy in going to bed early to save candles,
if the result is twins.
*

Wer sich überlegt, aus Steuergründen in die schöne Schweiz zu ziehen, gleichzeitig das Parken in hässlichen Häusern für unsportlich hält und deswegen zum Freestyle neigt, sollte sich sein Sparmodell vorsichtshalber nochmal mit den Ergebnissen dieses unabhängigen Verbrauchertests gegenrechnen:

(Klick ins Bild vergrößert es)

*angeblich chinesisches Sprichwort

20 April 2006

Hanno domini

An sich sollte man e r s t recherchieren und dann schreiben, aber wie es eben manchmal so geht ...
Nachdem ich nicht mehr so ganz sicher war, ob - wie in einem Kommentar in cdhd von mir angedeutet - heute tatsächlich der Geburtstag von A. Hitler ist, zwecks Nachschlagen zur Wikipedia und den Tagesgeburtstagen gesurft (wo er übrigens nicht erscheint).

Dort prompt verführt worden von einem Empfehlungs-Link, dem die Drehbuchautoren von Goldfinger wohl auch schon gefolgt sein dürften:
Der Elefant Hanno.

19 April 2006

Selten gehörte E-Commerce-Töne

Online-Weinkauf ist natürlich ein bisschen verwegen, aber ein Laden mit einer derart vernünftigen Einstellung↓, verbunden mit einem ansehnlichen Sortiment, gehört eigentlich unterstützt.

Wahrscheinlich ist Blind-Wein-ohne-Verkostung-Versandkauf inzwischen sowieso längst eine von diesen Trendsportarten, von denen unsereine mal wieder nichts mitgekriegt hat.

(aus den Versandbedingungen von www.weinhalle.de)

18 April 2006

Retter der Eszet

Eszet sind im akuten Fall nicht die herrlich altmodisch gebliebenen Schokoplättchen, sondern es ist die SZ, die Süddeutsche Zeitung. Seit ihr magazin wegen Nichtrentabilität von der Einstellung bedroht ist, also eigentlich seit immer, gibt's im Hause k.e. ein SZ- Wochenend-Abo; wild entschlossen, es in dem Moment zu kündigen, wenn das magazin eingestellt wird.

Seit einiger Zeit aber geht mir das Heft schwer auf die Ketten missfällt mir die Freitagsbeilage zusehends: Keine Ausgabe ohne mindestens
  • einen Hoffnungslosigkeit versprühenden Riesenartikel über sozialen Abstieg, Armut und Angst, der gern gefolgt wird von
  • einer Lifestyle-Strecke mit kreuzhässlichem Kram, den sich maximal in die Wohnung stellen/an den Leib hängen mag, wer mit Kontostand und Geschmack einer Spielerfrau ausgestattet ist, und
  • schließlich die trendgemäße Leier zum Thema Kinderkriegen bzw. Nichtkinderkriegen, natürlich in der angesagten Manier, beides spaltpilzmäßig gegeneinander auszuspielen.
Allein die winzige Kolumne von Juan Moreno samstags, die nicht immer, aber oft genug so gut ist, dass sie ein komplettes magazin wett macht, hat bisher eine Abokündigung verhindert. Jetzt scheint er sogar Verstärkung zu bekommen: In Gestalt von Tobias Kniebe.

Vielleicht ist der Jubel verfrüht, aber vor zwei Ausgaben ein so scharfsinniger wie unterhaltsamer Artikel von ihm über - tsihi, ausgerechnet! - Kinderkriegen und diese Woche ein Volltreffer-Beitrag über Moleskines. Ersterer garniert mit einem hochprozentigen Zitat aus der Frankfurter Rundschau ("Gestatten, Frau und Gebärmutter. Ich bin hier der soziale Kitt, wo kann ich mich hinkleben?"), letzterer mit einer zwar nicht unbedingt humanistisch getränkten, aber präzisen Beschreibung eines bestimmten Typs buckelnder Jungdynamiker ("In einer Vorstandssitzung, verbunden mit einer drahtigen Assistentenfresse und einem Montblanc-Füller, zeugt das Buch von Ergebenheit: Die Worte des großen Bosses [..] müssen notiert werden").

Und das sind nur aus einem klugen Gesamtzusammenhang herausgerissene Auszüge. Das lässt hoffen.

Das Abo bleibt also erstmal.

16 April 2006

* * Ostern * *


Meister Bertram: Die Erschaffung der Tiere. Hamburger* Kunsthalle.
(Klicken vergrößert)

Alle Tiere kommen nur einmal vor. Alle? Nein ...
Und damit: Schöne Feiertage!


* zu Ehren des musikalischen Clubmasters, der das klerikale Element einfach ausblenden möge. ;)

14 April 2006

Der Stern schreibt

Ein Hotelzimmer in der Hauptstadt. Auf dem Schreibtisch neben den ueblichen Utensilien das:



Erklaerungsvariante 1 (pessimistisch): Da war noch Material von der DaimlerChrysler-Hauptversammlung uebrig.

Erklaerungsvariante 2 (positiv denkend): Feinfuehlige Aufmerksamkeit der Berliner Hotellerie, die glaubt, dass Gaeste aus Ba-Wue sich bestimmt wie zuhause fuehlen, wenn der heimatliche Autobauer gruessen laesst.

Beschlossen, Variante 2 besser zu finden und beim naechsten Mal aus Aachen zu kommen. Dann winken vielleicht Lindt & Spruengli.

13 April 2006

Ungeahnte Allianz



Dass die Frankfurter Allgemeine vom 2. April und k.e. mal eine Achse der Trauer bilden sollten, hätte wohl keiner der Beteiligten je gedacht.

12 April 2006

Beleidigtes Konsumterroropfer


Weißrussisch(?)kenntnisse und ein ausgeprägtes Vertrauen in die radikale Marktwirtschaft sollte man mitbringen, dann dürfte die Beschaffung vom LG Chocolate Phone KG800 kein Problem sein.

Aber auch nur dann.




Abb.:
Nicht mal die bekannte Online-Auktionsplattform, bei der sonst auch jeder Plunder zu haben ist, macht eine Ansage dazu. *mambl*

11 April 2006

Mit alkademischem Abschluss


Sieht so aus, als müsste man sich bei den nächsten PISA- und OECD-Studien um die deutsche Platzierung keine Sorgen mehr machen, wenn inzwischen selbst das Bier sowas von qualifiziert ist.

10 April 2006

Gründe für den Roten Baron

Das Blumigste am Stuttgarter Flughafen-Restaurant ist der Name: The Red Baron. Der Laden an sich ist nüchtern, unplüschig, demokratisch - funktionell eben, das aber auf sehr angenehme Art. Und so kann man im luftigen Bauhaus-Ambiente sitzen und mit erstklassigem Blick aufs Rollfeld einen Kaffee schnorcheln.

Als wäre das im Vergleich zu mancher sonstigen Flughafenkaschemme nicht schon genug, lässt es sich in Stuttgart auch noch sehr gut essen. Was zusammen mit dem fixen Service und dem unlangweiligen, weil total gemischten Publikum eine schöne Kombination abgibt. - Ein Motiv, dem Baron die Aufwartung zu machen.
Es gibt freilich auch andere:

Am rückwärtigen Tisch ein Ehepaar. Der Kellner nimmt ihre Bestellung auf. Als er mit den Getränken wiederkommt, fragt die Frau:
"Sind Sie eigentlich aus dem Elsass? Mein Mann und ich, wir haben gerade überlegt."
"Nein, ich komme aus der Gegend von Lyon, falls Sie das kennen."
"Lyon! Oh natürlich. Dann sind Sie echter Franzose?"
"Eh, ja."
"Wissen Sie, wir hören das so gern, wenn jemand Deutsch mit französischem Akzent spricht. Und wir schauen auch immer die Tour de France, da hat man die Bilder von allen Gegenden. Lyon haben wir auch schon gesehen. Jede Etappe schauen wir uns an. Aber so, wie Sie sprechen, das ist dann doch was Anderes, das ist so echt. Ganz wunderbar, wirklich. Da werden wir jetzt öfter zu Ihnen kommen. Wir sind ja von hier."

09 April 2006

Der Undercover-Fan

Bei einem Bundesliga-Spiel gewesen sein - ein Punkt auf der Liste Dinge, die man einmal im Leben gemacht haben sollte. Umgesetzt im Neckarstadion zu Stuttgart, das eigentlich Gottlieb-Daimler-Stadion und wo es VfB Stuttgart - 1. FC Nürnberg heißt.

Das Spiel geht so vor sich hin. Die, die etwas davon verstehen (also alle außer k.e.), sagen, es sei ein Gurkenspiel, regen sich gelegentlich über die überbezahlten Kicker und den Schiedsrichter auf, sind aber trotzdem recht aufmerksam dabei. Unsereins ist mehr atmosphärisch interessiert und lässt den Blick schweifen. Auffällig ist vor allem die Groupie-Gruppe des blonden Herrn Hildebrand: Der Goalie der Stuttgarter wird von etlichen Görls angehimmelt und bejubelt. “Ist deeer süüüüüß”.

Die Reihen auf der Tribüne sind in der Hand von VfB-Anhängern, die Nürnberger sitzen anderswo. Das scheint auch ein älterer Mann (65+) bemerkt zu haben, der mit einer Gruppe von Freunden da ist (in der Generation würde man wohl von ‘Kameraden’ sprechen), im Gegensatz zu seinen Kollegen aber irgendwie angespannt wirkt, bei Stuttgart-Chancen eher nicht so mitgeht und mit beiden Händen an einer roten Stange festhält.

Dann fällt endlich mal ein Tor. Für Nürnberg. Der Verkrampfte springt auf, nestelt an der Stange, aus der plötzlich eine ausgerollte FC-Nürnberg-Fahne wird, und fängt total happy an, sie zu schwenken. Der aufgestaute Krampf einer Halbzeit entlädt sich.

Da die Schiedsrichter-Entscheidung: Das Tor wird nicht gegeben.

So schnell ist nie wieder eine Flagge eingerollt worden und unter einem Anorak verschwunden, wie in dem Moment.

Von den VfB-Kollegen hat keiner was gemerkt, und meinereine kann schweigen.
Irgendwo da draußen gibt es jedenfalls einen Maulwurf in Rentnerfreizeitkreisen.

07 April 2006

Heute mal Bild-Blog

Nachdem es jetzt, dem verschleppten Frühling zum Trotz, wieder losgeht mit Gartenarbeit und Paarungsverhalten, verschließt sich auch dieses Blog nicht dem ziemlich uralten Trend - und bebildert ihn. Mit der Geschichte von Vertumnus und Pomona.

Er ist der Gott des Wandels und der Jahreszeiten.
Sie ist die Göttin des Obstes und der Gartenfrüchte.

Er ist hinter ihr her, lange schon.
Sie hat sämtliche Männer, darunter ihn, abblitzen lassen, immer bisher.

Eines Tages bekommt sie Besuch von einer alten Frau. Die lobt den schönen Garten, die prächtigen Früchte und was für eine Freude es doch sei, wie die Weinranke und der Baum so miteinander wachsen und sich gegenseitig Schutz und Stütze geben, wo doch alles einmal vergehen muss, alt und welk wird.

(Francesco Melzi, 1519, Gemäldegalerie Berlin)

Das geht Pomona dann doch ziemlich zu Herzen und sie wird weich.
In dem Moment gibt sich die alte Frau als Vertumnus zu erkennen - und hat Pomona für sich gewonnen. Die beiden werden schließlich ein (Ehe)Paar.

Nach der Devise "Man sieht nur, was man weiß" kann man im Gemälde von Melzi den verkleideten Vertumnus sehr schön an den Händen und Füßen erkennen, die nicht die einer alten Frau sind. In der niederländischen Version ist es das Gesicht, das den Verkleideten verrät.
(Jan Tengnagel, 1617, Rijksmuseum Amsterdam)

(Wer sich jetzt ein winzigkleines superbisschen wundert, dass es in der antiken Mythologie so ungewohnt biedermeierlich zugehen sollte ... : Einer der Kandidaten, der sich - allerdings ohne Erfolg - auch um Pomona bemüht hat. Nach ihm ist der Effekt benannt, der sich z.B. bei Kokainisten einstellen kann.)

06 April 2006

Meine Sorgen möcht' ich haben

Für das Folgende einen Blick der Sorte "Bist ja eine Nette, aber manchmal ein bisschen exzentrisch" geerntet:

Ein neuer Mobile-Vertrag muss her und so stehen wir kurz vor Abschluss, Uh Tuh (wie Herr Calmund sie laut Harald Schmidt genannt hat) und ich. Tarif, Konditionen, Bestellung - eigentlich alles klar. Final nur nochmal laut nachgedacht über

1. Ich will keine Nummer, in der eine 4 vorkommt. Bestimmt kriege ich eine mit 4.
[Nachtrag, 11.04.: Die neue Nr. ist da - komplett vierenfrei, dafür mit einer Doppel-Null. Freude herrscht!]
2. Schon mal Vertragskundin gewesen; gekündigt mit der Begründung, dass ich die Werbefigur Herrn B. nicht mag. Und jetzt reiben die sich die Hände, dass ich wiederkomme.
3. Ist O2 nicht eigentlich Sauerstoff? Wieso dann hauptsächlich Wasser in der CI? Sieht natürlich gut aus und visualisiert die Luftblasen, aber dann ist es dem Wasser gegenüber irgendwie ungerecht, wenn das Ganze nur nach dem Sauerstoff heißt.

Oh, noch so ein Blick.
Ja, also dann mal. Schönen Tag noch.

05 April 2006

"Von den blinden Flecken des Verstandes"

Während die ARD eine Woche in Krebs macht, widmet der hier schon mehrfach gepriesene Sender Ö eins seine Woche der Morologie.
Bisher nie davon gehört, dank Radio aufgeklärt: Morologie ist die Lehre von der Dummheit.

Eröffnet wurde mit einer Definition aus Meyers Konversationslexikon*:
Dummheit: Die mangelhafte Fähigkeit, aus Wahrnehmungen richtige Schlüsse zu ziehen. Dieser Mangel beruht teils auf Unkenntnis von Tatsachen, die zur Bildung eines Urteils erforderlich sind, teils auf mangelhafter Schulung des Geistes oder auch auf einer gewissen Trägheit und Schwerfälligkeit des Auffassungsvermögens.

Jedenfalls ist die Dummheit ein Fehler, der noch innerhalb der Grenzen der normalen Seelentätigkeit liegt und deshalb von der krankhaften Geistesschwäche oder dem ausgesprochenen Mangel an richtiger Gedankenverknüpfung unterschieden werden muss, wie er der Idiotie oder dem Blödsinn zukommt.


Delikat, wie Google bei 'Seelentätigkeit' nachfragt, ob nicht 'Saisontätigkeit' gemeint ist. Das hat direkt schon philosophische Qualität und könnte die ein oder andere Seelenlosigkeit erklären: Is halt grade keine Säsong.

Außerdem eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten des Smalltalks:
"Und womit beschäftigen Sie sich so?"
"Ich gehe einer geregelten Seelentätigkeit nach."


*(4. Aufl., Leipzig 1886)

04 April 2006

Die uneffiziente dicke Schokoladefrau

Der vernunftbegabte Mensch sagt sich: Ein sauberes Zimmer, ein funktionierendes Bad und eine erreichbare Lage, das ist es, was ein Hotel braucht.

Die ökonomisch unbegabte k.e. sagt sich: Ein tristes Achtbettzimmer mit Fließbandabfertigung und Krankenkassenpflegestufe ist, was dich im Alter erwartet, also hab es wenigstens in jungen Jahren nicht nur zweckmäßig, sondern richtig schön.

Und so fällt die Wahl dann dem Dispo zum Trotz schon mal aufs zentral gelegene Mindestensfünfsternehotel. Mit allem, was nicht unbedingt lebensnotwendig ist - frische Orchideen, (gefühlt) meterdicke Bademäntel, die Frühstücksbutter zu neckischen Blüten geschnitzt ...

Was solche Häuser neben den üblichen Annehmlichkeiten so sympathisch macht, ist der uneffiziente Schnickschnack, der jedem Controller den Blutdruck auf 180 treiben müsste:

Morgens lobt man an der Rezeption die schöne Skulptur in der Eingangshalle - abends bekommt man sie aufs Zimmer geschickt. In Miniaturversion als Betthupferl, vom hauseigenen Patissier in Schokolade gegossen. Mit freundlicher Empfehlung des Hauses.


Leider Zartbitter.
Aber so hat sie den Abend wenigstens überlebt. Im Gegensatz zu den beiden Trüffeln.

03 April 2006

Scherzfrei in den April

"Sie haben wohl keinen Humor!"
"Entschuldigung?"
"Neben Ihnen ist Marco Rima gesesessen und Sie haben ihn gar nicht angesprochen."

Ähm, humorlos? Wirklich komisch finde ich es zumindest schon mal, so angesprochen zu werden, von einer fremden Frau, beim Warten am Gepäckband.

01 April 2006

Artists formally known as ...

Mit renommierten Kunstsammlungen ist es wie mit anständigen Frühstücksbuffets - 1. wunderbare Sache, 2. Angebots-Overkill.

Gehört man nicht zum preisbewussten Teil der Menschheit, der "schließlich voll bezahlt hat" und sich deshalb auch die volle Packung geben muss, hilft nur selektieren, sich die persönlichen Rosinen rauspicken und die ein oder andere Abteilung auslassen.

Im Museums-keineinzel-fall sind die Opfer von "die ein oder andere Abteilung" in der Regel Vor 1400 und Mittelalterliche Kunst, weil sie - platt gesagt - meistens aus frommen Szenen, Madonnen, Madonnen und Madonnen bestehen. Auch wunderschön, aber eben, man muss sich entscheiden.

So vorhersehbar die Motive in dieser Epoche sind, so spannend sind dafür manche Namen der Künstler: weil oft genug nicht bekannt, wurden ihnen sogenannte Notnamen gegeben. Die können dann so klingen:

Meister des Papageis
(Beispiel: Maria Magadalena. Privat)
Meister des Hausbuchs
(Beispiel: Das letzte Abendmahl. Gemäldegalerie, Berlin)
Meister der weiblichen Halbfiguren
(Beispiel: Konzertszene. Eremitage, St. Petersburg)
Meister der katholischen Könige
(Beispiel: Christus bei den Gelehrten. NGA, Washington D.C.)
Meister der Spielkarten
(Beispiel: Die Königin der Wilden. Kupferstichkabinett, Dresden)
Meister der Ursula-Legende
(Beispiel: Szenenbild aus dem Leben der Ursula. Museum Groeninge, Brügge)

(Nicht nur) Die Wikipedia kennt noch eine ganze Latte Notnamen, darunter solche, die so blutig klingen, wie es auf dem letzten Bild zugeht: Meister des Amsterdamer Heldentods oder Meister mit den ausgerissenen Augen ...

Bei Max Goldt geht es irgendwo mal um die Erfindung schräger Band-Namen. Wenn dabei Hilfsmittel erlaubt sind, dürfte man mit einem Kunstlexikon nicht die schlechtesten Karten haben.