31 Mai 2006

Taktvolle Namenssuche


Produktnamenmanager haben es sicher nicht einfach. Erst recht nicht, wenn es um einen eher speziellen Artikel geht und die Konkurrenz frecher Weise ein Modell anbietet, das nach dem Regal einer großen swedissen Möbelkette heißt.

Da sind natürlich Originalität, Takt- und Feingefühl gefragt. Und damit kann man schon mal auf Oper kommen.

Nur: Wenn es unbedingt eine Opern-Figur sein soll, warum dann ein Mädchen, das sich unglücklich verliebt, von seiner Familie verstoßen, schwanger sitzengelassen, nach Jahren nochmal schwer gekränkt wird und schließlich Selbstmord begehen muss?

So als Laie würde man ja meinen, Don Giovanni* zum Beispiel mit seinen ähm.. Verführungen - "640 in Italien, 231 in Deutschland, 100 in Frankreich, 91 in der Türkei, 1003 in Spanien" - wäre der irgendwie passendere Namensgeber.

*Windows-Kunden serviert die Wiener Staatsoper Videohäppchen

30 Mai 2006

Tödliche Stilkunde

Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung rät am 28. Mai 2006 auf S. 59 klar zur Nassrasur:

... Der Elektrorasierer ist schon deswegen ungeeignet, weil sein nervöses Brummen kaum als Hintergrund-Sound für eine Ritualhandlung taugt. Der Tod bevorzugt ja schließlich auch die Sense und kommt nicht auf dem Mähdrescher angetuckert. ...

29 Mai 2006

Montagesordnungspunkt: Rechenschaftsbericht

"Was meine Frisur angeht, da bin ich Realist." - Rudi Völler.

Was meine Ahnung von Galoppsport angeht, da geht's mir wie Herrn Völler.

Doch wie eine Menge aus Film und Fernsehen bekannte Beispiele lehren: Vieles funktioniert auch bestens ganz ohne Fachkenntnis. Das kein-einzelfall-System "Einfach immer auf den irgendwie auffälligsten Namen setzen" klappt jedenfalls erstaunlich gut. Dass es mit den Hunderttausendern bei der Aktion Würfelzucker nicht so recht geworden ist, liegt eher am kargen Einsatz-Kapital. Wie jedes Mal *g*.

So sehen Verluste aus:
So sehen Gewinne aus: Parkplatzgebühr 3 Euro. Kein Kleingeld dabei, Parkwächter kann nicht wechseln. Der Mensch, der nebenan parkt und eine Ausgabe des Decamerone von Boccaccio im Cabrio liegen hat, kann.

Später beim Blättern im Programm: Rennen 3 - Diamond Fire, Katango, Little Parrot, Boccassini, Defiant, Dushinka. Leider kein Killername wie Wurftaube dabei. Aber Boccassini klingt irgendwie nach Boccaccio, also 20 Euro auf Sieg.

Vielleicht doch keine so gute Idee: Boccassini stellt sich als der krasseste Außenseiter heraus.
Und hat deshalb eine erfreuliche Quote, als sie überraschenderweise das Rennen macht: 88:10, gibt also 176 Euro.

p.s. Sollte man einem Rennbahn-Kommentator, der a) hörbar genervt ist, und b) davon spricht, dass "Roxagu von Andreas Boschert gesteuert[!] wird", unterstellen, dass er an dem Tag lieber in Monaco gewesen wäre, bei der Formel I?

27 Mai 2006

Gesichtspunkte

Kollegialer Kaffeetratsch, ob die als hochattraktiv geltende EDV-Frau diesen Ruf zu Recht hat:
...
"Also, für mich auf keinen Fall. Zu markant. Ich steh' mehr auf das Baby-Ding da, das die Biologen haben."
"???"
"Ja, große Augen, rund und so."

Gemeint war das Kindchen-Schema.

26 Mai 2006

Textsicheres TV-Programm


Bestimmt irrsinnig witzisch,
diese Komödie.

25 Mai 2006

Sintflut & doofe Käsenamen

Sie können einem viel erzählen, die Erwachsenen: Da biste als Sechssiebenjährige extrastolz auf deine Lesekenntnisse und bringst die bei jeder Gelegenheit an, und dann kommt diese Fernsehwerbung für Camembert, die alles Gelernte kaputtmacht: Laut und deutlich steht da Caprice de Dieux, aber alle sagen sie Kapriehß dödjöh. Das soll dann Französisch sein und "Laune der Götter" bedeuten.
Sowas Blödes.

Einen Beweis für den launischen Käse liefern natürlich die antiken Griechen:

Prometheus war der Menschen-Macher; er hat sie aus dem Matsch, der nach dem Kampf der Titanen und dem Mord an Zagraios übrig geblieben ist, geformt und nimmt sie immer gegen den Göttervater Zeus in Schutz.

Der ist eines Tages nach einer Affäre mit einer Sterblichen mal wieder so wütend auf die Erdlinge, dass er beschließt, sie endgültig abzuschaffen. Dabei denkt er an Feuer und einen Weltenbrand, befürchtet dann aber, solche Riesenflammen könnten zum Olymp hochschlagen und auf den Götterhimmel übergreifen. Weshalb er sich für eine gigantische Flut entscheidet. Olympisches Hochwasser scheint Zeus nicht als Problem zu sehen.

Prometheus bekommt die Pläne mit und will sich sein Projekt Menschen nicht kaputtmachen lassen. Er kann Apollo, einen Sohn von Zeus, der aus Prinzip immer in Opposition zum Alten geht, für seine Sache gewinnen und mit ihm zusammen den Götterchef zu einem Deal überreden: Die drei Götter werden unerkannt einen Tag bei den Menschen verbringen, und wenn unter denen zwei leben, die wirklich gut sind, wird Zeus dann nochmal ein Auge zudrücken und doch keine Flut schicken.

Es kommt, wie es kommen muss: Der Tag auf der Erde bringt nur schlechte Erfahrungen mit diesen Menschen. Die als einfache Reisende auftretenden Götter werden belogen, abgezogen, angenörgelt, ignoriert ... Zeus sieht sich bestätigt und will wieder zurück, Prometheus muss ihm Recht geben und so sind sie fast auf dem Weg zurück in den Olymp, als sie - wie im Grimm'schen Märchen ;) - an einer einfachen Hütte vorbeikommen.
"Letzter Versuch", bettelt Prometheus.
"Na gut", meint Zeus, schon in Siegerlaune.

Die drei klopfen und werden eingelassen: Ein altes Ehepaar bittet die Reisenden, wie in Griechenland heute noch üblich, ohne Fragen zu Tisch und das bescheidene Abendessen wird geteilt. Prometheus und Apollo freuen sich und schauen triumphierend zu Zeus. Darauf fragt der offensichtliche Anführer der drei Besucher die Gastgeber, ob das bisschen Käse, Oliven und Brot denn alles sei, und ob sie nicht noch Fleisch hätten und besseren Wein als das servierte dünne Zeug.

Die beiden Alten antworten, sie seien halt arm, und da wäre nur noch die Ziege im Garten. "Na los, schlachten, braten", findet der Boss, und zum Braten dann bitte den Wein, der für besondere Gelegenheiten da sein müsste. Prometheus beobachtet besorgt die beiden Rentner und sieht seine Felle davonschwimmen, aber: Brav wird die Ziege geschlachtet, gebraten und dazu die besondere Flasche ausgeschenkt.

Nach dem Essen, so der griechische Brauch, stellt man sich dann vor. Und hier sieht Zeus seine letzte Chance:
"Das ist Baucis, meine Frau, und ich bin Philemon", stellt zuerst der Alte vor.
"Ich bin Zeus, und das sind Apollo und Prometheus", so der Gott, und hofft auf höhnische Lacher der beiden Menschen. Aber die glauben, was sie da hören, und zeigen sich demütig.

Prometheus freut sich schon, denn dieses Verhalten muss doch selbst den Götterchef beeindrucken. Tut es auch. Doch der ist ein schlechter Verlierer und kann es nicht zugeben. Also eine letzte Falle: Er gewährt den beiden Alten einen Wunsch. Man kennt das ja, Geld werden sie wollen, die Habenichtse, Ruhm, ewige Jugend, immer dasselbe ... Einfältiges Pack.

"Herr, wir sind 60 Jahre verheiratet, 2 davon waren wir richtig glücklich, 40 davon haben wir uns gestritten, und die restlichen haben wir uns so aneinander gewöhnt, dass wir nicht mehr ohne einander können - unser Wunsch ist es, dass keiner den anderen allein zurücklassen muss."

Bingo!

Prometheus und Apollo schauen zu Zeus, der jetzt nicht mehr anders kann und Philemon und Baucis ihren Wunsch zusagt, und die Götter verlassen die Hütte, zurück in Richtung Olymp. Prometheus freut sich und meint nicht ohne Stolz zu Zeus: "Siehst Du, es leben tatsächlich zwei, die in Ordnung sind. Du brauchst also keine Flut zu schicken." Zeus, sich in Richtung Hütte umdrehend und mit einem mafiösen Lächeln: "Ach ja?". Prometheus und Apollo folgen seinem Blick: Auf der Bank vor der Hütte sitzen Philemon und Baucis, friedlich eingeschlafen, eingeschlafen für immer.

Es leben also keine zwei, die gut sind.

Und im Hintergrund sieht man die ersten schweren Regenfluten losbrechen ...

[Interne Notiz: Unbedingt erwähnen, Kunsthistorisches Museum Wien und Michael Köhlmeier feat. Homer unschlagbar]

24 Mai 2006

Zum Heulen gut definiert

Der Blues, das ist wenn du weder schreiben noch lesen kannst, ein Kran deine Hüfte zerschmettert hat, und nach fünf gescheiterten Ehen begegnest du der Frau deiner Träume, die im Morgengrauen einen Herzinfarkt erleidet und in deinen Armen stirbt.

(Manchmal taugen PR-Texte doch. In dem Fall für den Gitarristen Karl Ratzer.)

23 Mai 2006

Weichspüler mal anders

Wenn es Herrn Weber von der Technik hier mal wieder ein bisschen zu elitär wird, dann steuert er gern pädagogisch gegen. Im akuten Fall mit einem Schraubenzieher und einem Fläschchen Isopropanol:

"Hier. Du schraubst das Gehäuse auf und putzt dann mit einem Wattestäbchen die Bildköpfe". Seine Antwort auf mein Gejammer, dass der Videorecorder (Telefunken, Bj. 1987) ziemliche Bild-Drop-outs zeigt, obwohl Bernds Neujahrsansprache seinerzeit auf einer brandneuen Kassette aufgenommen worden war.

Die Putzerei hat bestens geholfen ("Ich kann wieder sehen!"). Bei der Gelegenheit auf einem AllesMögliche-Tape eine Aufnahme von "Alfredissimo" (wie auch immer die dahinkommt) gesichtet.

Zu Gast ist die Wiener Musical-Dame Dagmar Koller, die irgendwas mit Salat präsentiert. Während die beiden plaudern, kocht sie Wasser auf, um es siedend heiß über den Salat zu kippen. Auf die Frage des leicht überraschten Biolek, der dahinter einen besonderen Kochtrick vermutet: "Nein, ich hab' den Salat nur einfach gern lätschert."

21 Mai 2006

Der Berliner Wasser-Fall

Wer einen Mangel an Katzen-Content aufzuweisen hat, kommt möglicherweise irgendwann in den Verdacht mangelnder Tierliebe. Dass man wenigstens gern mal ein Heuschrecken-Fachblatt liest, zählt dann wahrscheinlich nicht ...

How to spend it ist, wie der Name schon ankündigt, die Geldausgebentippsbeilage der Financial Times Deutschland und damit eher für eine Leserschaft, die alle Bände von How-to-make-it schon gelesen und verwirklicht haben dürfte.

Manche Artikel sind zwar bemerkenswert schlecht geschrieben (als Autoren visualisiere ich da vom obligaten 6MonateSingapurAustralienNeuseeland-Trip zurückgekommene Abituristen, die gern was in Richtung Dschörnalismus machen würden), aber lernen lässt sich allemal etwas; mal mehr, mal weniger.

In die Rubrik "mal mehr" fällt der Beitrag über Nota Bene, wohl d e r Luxusreiseführer überhaupt. Hat eine bildschöne Website, und wenn sich die in der Druckausgabe widerspiegeln sollte, wäre schon rein aus ästhetischer Sicht das Jahresabo von 400 € gerechtfertigt. Naja, wenigstens für diejenigen, die ein nicht so mikroskopisches Gehalt zu versteuern haben wie *hüstel* mancheine.

Jedenfalls: Der Begründer von NB, der selbst noch testenderweise unterwegs ist, hat so etwas wie den Schwarzen Gürtel in Luxurologie. Was man daran erkennen kann, dass er recht spezielle Ansichten über Erstklassigkeit pflegt: Dem Adlon in Berlin wirft er zum Beispiel vor, dass es 42 Sorten Mineralwasser anbietet.

Zu wenige? Nein, zu viele. Denn damit ist der Gast gezwungen auszuwählen und sich entscheiden zu müssen; und Entscheidungen treffen widerspricht wahrem Luxus. Welchselbiger darin besteht, automatisch das Wasser gebracht zu bekommen, das man am liebsten trinkt.
Aha.

Einigermaßen beruhigend zu sehen, dass unsereins sich offensichtlich den Blick für die kleinen Freuden des Alltags bewahrt hat: Ist doch toll, aus 42 Sorten von was auch immer, Brot und Wasser, Schokolade bis Käse, wählen zu können. Jedes Mal aufs Neue.


(Dass es genug Menschen auf der Welt gibt, die froh wären, wenn sie überhaupt Trinkwasser und eine Wahl hätten, ist bedacht. Vor dem Hintergrund kommt sowieso die ganze Bloggerei dekadent daher.)

20 Mai 2006

Ladies and Gentlemen



Hilfreich für Visitenkarten-Designer, Heiratsschwindler, Anglophile, rangorientierte Stützen der Gesellschaft ... und für Hobbydramatiker, die vielleicht mal ein gediegenes Kammerstück schreiben möchten, in dem ein imposanter Landsitz, Gurkensandwiches, ein schurkischer Junganwalt aus London sowie eine bezaubernde Erbin (Augen: veilchenblau und unergründlich wie ein Bergsee schimmernd) eine Rolle spielen. Die Herrschaften aus der Liste kommen zur Garden Party bzw. sind zu Gast beim abendlichen Dinner. Einbau eines nahegelegenen Militärstützpunkts von Vorteil. Verfilmung nicht ausgeschlossen.

19 Mai 2006

Bloggersdorfer Bonusmeilen et al.

Müsste man sich als aufgeschlossener Blog-Geist heute wahrscheinlich mit beschäftigen. Wenn es nicht schon für sich selbst spräche: Bei Herrn Poodle etwa gibt's dazu subjektiv pro und contra alles, was man wissen muss, v.a. O-Töne der Beteiligten/Betroffenen.
[Nachtrag 19.05./18.12 h: Inzwischen nur noch Testbild. Dankenswerter und konsequenter Weise nach 100 +x Kommentaren eine Notbremsung des Hausherrn. Noch nachtragender 20.05./20.47 h: Nachtrag 1 hat sich erledigt. Notbremse gelöst.]

Zum Chill-out oder als Kontrastprogramm empfiehlt sich eine Portion alpenländische Steuerpolitik. Naturgemäß eine trockene Materie, aber die Fachwortwahl erfrischt das Herz. Vielleicht nicht unbedingt das von Konkubinatspaaren, die bislang nicht von der Heiratsstrafe betroffen waren, aber das von Ehepaaren, die sich nun finanzielle Remedur erhoffen dürfen.

Wirkliche Lustbarkeiten, zumindest für die Generation, die noch das Fliewatüüt, den Hasen Caesar und vielleicht sogar Rudi Carell erlebt hat, und perfektes Gehirnjogging bietet das von Herrn Waschsalon fußnötig verlinkte Laufband. Fürs Nachspiel zuhause.

18 Mai 2006

Eingeknickt

Nie sollte hier Katzen-Content serviert werden. Eigentlich.
Doch die Geschichte von Sanfter Frühling ist einfach so unwiderstehlich.


17 Mai 2006

Der Adorf'sche Interessenskonflikt

Mario Adorf über Italien: „Die Politik, der Papst und die Touristen interessieren keinen."

Ich habe ja verstanden: "Die Politik und der Papst - das interessiert keinen, nur die Touristen". Aber ich arbeite auch nicht für ein modernes Nachrichtendienstmagazin und hör' deswegen wahrscheinlich nicht so genau hin. Außerdem haben wir sowieso nicht die gleiche Sendung gesehen, Focus und ich.

16 Mai 2006

Zeit-iges Gewerbetreiben

Inhaber einer Flatrate?
Hauptberufliche Verflacher?
Menschen, die sich von Neckermännern beurlauben lassen?

Nein!
Sowas wie Blogger, die es für Geld tun.

15 Mai 2006

Hurra Deutschland

Kleine Zwangshandlungen sind das Schlechteste nicht. Zum Beispiel die, den Fernseher immer nur auf 1, ARD, auszuschalten; Sonntag abend. Der Tatort vorbei, noch schnell mal rüber nach 5 auf den Videotext von ORF, wo immer die ein oder andere Rosine zu finden ist, diesmal allerdings nicht, also wieder zurück zur 1, um auszuschalten.

Eigentlich. Denn da sitzt doch glatt Harald Schmidt in der Christiansen-Runde, die neben der Gastgeberin aus den Herren Gerhardt, Wowereit, Adorf und Mehdorn besteht. Thema: Die Lage der Nation. Nation in dem Fall Deutschland, und ob es hier prima ist oder nicht.

Ich hätte gestern auf prima plädiert. Schon mal aus dem japanischen Ansatz heraus: Deutschland, das ist grüne Wälder, Beethoven, Schumann, Fachwerk und Schlösser (nur bitte ohne Neuschwanstein).

Schwetzingen bei Mannheim zum Beispiel, das schnucklige Sommerschloss von Kurfürst Karl Theodor, der schon mal sympathisch daherkommt, weil er in über 50 Jahren Regentschaft nicht einen Krieg geführt (sein royaler Kollege Friedrich II von Preußen hat ihn deswegen immer abfällig als 'pfälzisches Glücksschwein' bezeichnet) und lieber in Musik (seine Musiker waren die europaweit bestbezahlten ihrer Zeit) und Wetterbeobachtung (er war praktisch Erfinder der täglichen Meteo-Aufzeichnungen) investiert hat. Nach ihm ist übrigens der Karlsplatz in München benannt, den sie aber Stacchus nennen, weil Karl Theodor nie einen Hehl draus gemacht hat, dass er das von ihm geerbte Bayern eigentlich nicht regieren und lieber an Österreich abgeben wollte.

Für Schwetzingen gibt es zwei Autobahnabfahrten, trotzdem ist es möglich, die zu verpassen. Von Norden her landet man dann am Dreieck Hockenheim. Dort gibt's die Abzweigung Richtung Speyer, von der aus in der Entfernung 2 Türme zu sehen sind. Klingt nach Herr der Ringe, ist aber, wie der Autoatlas verrät, der Kaiserdom. Mal vorbeischauen kann nicht schaden.

Und das entpuppt sich als die Idee des Tages: An einem Samstagspätnachmittag, wenn die Sonne schon ein bisschen abblendet, verschlafene Italianità in der Luft hängt und kaum Leute unterwegs sind, hat dieser Dom, an die 1000 Jahre alt, eine Ausstrahlung, die man wahrscheinlich mystisch nennt. Vielleicht auch märchenhaft. Dazu passt, dass über dem Chor-Raum eine gigantische Krone hängt, die auch gut im Thronsaal von König Artus vorstellbar wäre.

Also, um die Schwärmerei in einen Satz zu gießen: Sich verfahren und dann mal eben bei der größten romanischen Kirche der Welt aufschlagen, das ist Deutschland.

Kann es jedenfalls sein, wenn es einen guten Tag hat.

Hässliche Gegenbeispiele gibt's, wie der Stau bei der Heimfahrt beweist, natürlich genug. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

12 Mai 2006

Satanische Verse

Für Freunde der Perfidie, für alle, die Frauen für die besseren Menschen halten, oder einfach für Leser, die dem Frieden nicht trauen: Ein heimtückisches Stückchen vom blauen Himmel.

11 Mai 2006

Greenpeace, amnesty, übernehmen Sie

Herr Weber von der Technik, wie ältere Herren das so an sich haben, ist ein Muster an Vernunft und Planung, speziell in Finanzfragen; ein Vorbild, dem man nacheifern sollte. Wohlan denn:

In starken zwei Wochen ist es wieder soweit, dann steht dank smarten Wettens vielleicht Geld wie Würfelzucker ins Haus.

Da will schon mal überlegt sein, was mit dem ganzen Reichtum passieren soll: Hm, also erstmal mache ich das, was alle Geldgewinner machen ... ach nee, doch nicht, Australien kickt mich überhaupt nicht. Dann eben als zweites das, was auch alle machen: Auto kaufen.

Genau. Jaguar. Aber neu, will ja fahren, nicht hängen bleiben. Etliche Jahre mit (echtem! nix BMW-Neubau) Mini incl. ungezählter Pannen, deren peinliche Krönung war, von Y-Tours abgeschleppt zu werden, weil mitternächtens auf der Landstraße Richtung Münsingen kurz vor der Herzog-Albrecht-Kaserne mit gebrochenem Achsgelenk gestrandet, sind Vintage-Charakterauto-Erfahrung genug.

Ja, Jaguar also. Schön, klassisch, im Verbrauch erfreulicher als gedacht.
Und nun das:
Die nennen es Innenausstattung - ich nenne es das hässlichste Armaturenbrett, wo gibt.

So gesehen, überhaupt kein Problem, wenn es nichts wird beim Rennen. Ich wüsste gar nicht, wohin mit der Kohle.

10 Mai 2006

Weibsbilderrätsel

jung, frau, hut leuchtet ein. Aber schwierig?: Der Charakter der jungen Dame? Die Aufnahmetechnik? Das Finden eines zwingend vorgeschriebenen vierten Schlagworts? ...

09 Mai 2006

Die geklaute Illusion

Nachdem am Sonntag der deutschsprachige Teil der Menschheit a) sich mit Formel I beschäftigt oder b) dem Bayernfeiern gewidmet, und falls keins von beiden, dann c) sich im Basler Kunstmuseum gestapelt hat, ist ja wohl keiner dazu gekommen, die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung zu lesen.

Was mir die schöne Gelegenheit verschafft, hier schamlos ihren Web-Link der Woche auszuwalzen, ohne so unoriginell zu wirken, wie es tatsächlich ist:

Bei der coolen Illusion geht es darum, dass man vor grauem Hintergrund ein schwarzes Pluszeichen mit einem Umkreis von 12 telekommunikationskonzernfarbigen Punkten sieht. Einer der Punkte wird jeweils unsichtbar, so dass es nach einer Uhrenbewegung aussieht.

Starrt man dann genau auf das Plus, wird der eigentlich verschwundene Punkt plötzlich hellgrün und läuft im Uhrzeigersinn. Schaut man noch ca. 10 Sek. weiter auf das Pluszeichen, lässt der an sich nicht existierende grüne Punkt die 11 grauen verschwinden und dann wieder auftauchen.

Das Frappante an der Geschichte: Es ist keine Animation, sondern eine platte Grafik, die gekonnt das Hirn irritiert und auch als Farbausdruck funktionieren würde. Kann man daran merken, wenn man zwischendrin die Augen schließt oder reibt (für Letzteres haben körperbewusste Menschen, die superteure Selbsterfahrungsseminare besuchen, übrigens ein Fachwort: Palmieren) - es geht dann wieder von vorn los.

08 Mai 2006

Bild der Frau

Heinrich der Achte, bekannt als übergewichtiger König von England und Verschleißer von 6 Ehefrauen, gemalt von seinem Hofmaler Hans Holbein dem Jüngeren.

Als ihm Gattin Nr. 3 abhanden gekommen ist, beauftragt er Botschafter, nach einer neuen Partie Ausschau zu halten. Fündig wird man in Niedersachsen, in Cleve. Die dort zur Auswahl stehenden Prinzessinnen werden von verschiedenen Malern porträtiert, damit sich Majestät buchstäblich ein Bild machen können.

Es "gewinnt" Anna von Cleve. Das Porträt, das Holbein von ihr aufnimmt, hat den König derart entzückt, dass er praktisch auf der Stelle heiraten will. Was dann nach einiger Zeit auch passiert.

Nur findet Heinrich Anna dann im wirklichen Leben leider vollkommen abstoßend, so dass er die geplante Hochzeit rückgängig machen will. Geht nicht. Also heiratet er, höchst widerwillig im kleinen Kreis und - amtlich formuliert - wird die Ehe nie vollziehen. Nach einem halben Jahr einigen er und Anna, die wohl auch nicht allzu begeistert von ihm war, mangels Englischkenntnissen aber wenig dazu sagen kann, sich auf die Annullierung der Ehe.

Holbein hat nach dem Anna-Porträt nie wieder einen Auftrag vom Hof bekommen.

Das hat ihn, gebürtiger Basler, aber nicht groß belastet, denn er war zu der Zeit erfolgreich genug und blieb in England. Die eigene Frau nebst Kindern hat er in der Schweiz zurückgelassen. Was ihr immerhin eingebracht hat, als erstes Bild einer verlassenen Ehefrau in die Kunstgeschichte einzugehen:


(1) WAG Liverpool/(2) Louvre/(3) KM Basel

06 Mai 2006

Gebrechen und Ersuchen

So schön formuliert nur Österreich:

Theorie 2 gewinnt

Sonntagsfahrer, chronische Mittelspurbesetzer, nervensägende Verkehrshindernisse - bisher gab's zu dieser Sorte Ignoranten zwei gleich starke Theorien:
Das sind Menschen mit dem Motto So, und hier bin jetzt ICH!. Mir doch egal, was Ihr macht oder
Das sind Menschen, die sich nicht klarmachen, dass sie nicht allein sind und ihr Drumherum schlicht überhaupt nicht wahrnehmen.

Seit letzter Woche hat Theorie 2 klar gewonnen:

Der Flug von Friedrichshafen am Bodensee (dessen Flugplatz auf das figurbewusste Kürzel FDH hört) nach Graz findet in einer Propellermaschine mit geschätzt 60 Plätzen statt, Sitze in 2er-Reihen, die übliche Enge.

Ungefähr in Reihe 12 sitzen zwei Herren, die sich angeregt und für den Großteil der Mitpassagiere deutlichst hörbar darüber unterhalten, dass "die Sozialisten in Deutschland das Sagen haben", wo es faktisch kein Bankgeheimnis mehr gibt und dass "Österreich inzwischen mindestens so attraktiv ist wie die Schweiz" und man dort "den deutschen Kunden sehr entgegenkommend zu behandeln weiß", weshalb "die in Berlin sich nicht zu wundern brauchen, wenn das Kapital abwandert". Und dann folgt ein Adressenaustausch, bei dem Bankhäuser und eine Anwaltskanzlei ("wenn Sie mal nach Salzburg kommen") lobend erwähnt werden.

Unnötig zu erwähnen, dass die Gentlemen klischeekonforme kleine Lederkoffer im Bordgepäck hatten.

04 Mai 2006

Error 2und5

Dem Gluecklichen schlaegt keine Stunde.
Der Daemlichen auch nicht: 2. und 5. velwechsert. Sorry!